Shopsystem-Wechsel: 10 Punkte zur Entscheidung

Shopsystem-Wechsel: 10 Punkte zur Entscheidung

Viele Händler erwägen den Wechsel auf ein anderes Shopsystem. In Beratungsgesprächen hören wir sehr oft, wie unzufrieden Shopbetreiber mit ihrer aktuellen E-Commerce-Plattform sind, während sie sich mit der Entscheidung für eine Alternative schwer tun. In diesem Beitrag stellen wir die zehn wichtigsten Kriterien zusammen, die bei der Wahl eines Shopsystems bedacht werden müssen.

Es gibt viele Gründe, sich nach einem anderen Shopsystem umzusehen. Wenn die eingesetzte Shopsoftware nicht mehr mit Updates versorgt wird, ist der Wechsel ein absolutes Muss. Auch wenn der technische Support beim Schließen von Sicherheitslücken zu wünschen übrig lässt oder der Shop sich nicht mehr auf aktueller Server-Infrastruktur (zum Beispiel PHP 8) betreiben lässt, muss dringend eine Alternative her. Aber auch wenn die Architektur des Systems technologisch überholt ist, die Pflege des Shops sich umständlich, zeitraubend und frustrierend gestaltet oder viel individuelle Entwicklung nötig ist, um Funktionalitäten zu realisieren, die andere Systeme out of the box mitbringen, spricht das sehr für einen grundlegenden Wechsel.

Referenzsysteme: Magento 2 und Shopware 6

Um mit den folgenden Überlegungen nicht nur im Allgemeinen zu bleiben, werfen wir in der Betrachtung der einzelnen Aspekte jeweils einen konkret vergleichenden Blick auf zwei am Markt seit Jahren etablierte Shopsysteme: Magento 2 und Shopware 6. Einer Studie des EHI Retail Institute zu den 1.000 umsatzstärksten B2C-Shops in Deutschland zufolge werden diese beiden Systeme im Vergleich am häufigsten eingesetzt.

Magento 2 versus Shopware 6

10 zentrale Aspekte für den Shopsystem-Vergleich

Der Umzug auf ein anderes System ist immer ein Kraftakt. Damit sich der Aufwand lohnt, muss das Zielsystem nicht nur modern und solide, sondern auch im Hinblick auf Bedienbarkeit und Funktionsumfang der alten Lösung deutlich überlegen sein. Wir haben die zehn dafür wichtigsten Aspekte zusammengestellt.

1. Verbreitung der Shopsysteme für einen optimalen Community-Effekt

Je weiter verbreitet ein Shopsystem ist, desto größer ist die Community von Anwendern und (im Open-Source-Bereich) Entwicklern. Das ist im Hinblick auf die Möglichkeiten zur Vernetzung und für den Austausch mit Händler-Kollegen sehr wichtig. Eine große Entwickler-Community stellt zusätzlich sicher, dass das System laufend aktuell gehalten und beständig weiterentwickelt wird.

Magento ist – vor allem international betrachtet – nach wie vor das am weitesten verbreitete Open-Source-Shopsystem und wird von einer riesigen, weltweit vernetzten Community mitgetragen. Die kostenpflichtige Variante mit Hersteller-Support wird unter dem Namen Adobe Commerce beziehungsweise Adobe Commerce Cloud angeboten. Für den Open-Source-Einsatz von Magento hat sich mittlerweile das vollständig von der Community getragene Mage-OS als Standard etabliert.

Shopware macht Magento die Marktführerschaft in Deutschland streitig und hat den Konkurrenten hier mittlerweile überholt, wie die bereits erwähnte, alljährlich durchgeführte EHI-Studie zeigt. Die deutschsprachige Community von Shopware ist gut vernetzt und wächst zusehends.

2. Architektur der Systeme

Der Blick unter die Haube ist für den fundierten Vergleich von Shopsystemen unerlässlich. Dabei kommt es auf eine solide Systemarchitektur an, die auf aktuellen Technologien basiert. Einer von vielen Vorteilen des Open-Source-Ansatzes ist die lückenlose Transparenz des Codes: Hier ist ganz genau nachvollziehbar, welche Technologien im Einsatz sind und wie genau das System darauf aufsetzt.

Magento 2 unterstützt aktuell den Betrieb mit PHP 7.x beziehungsweise 8.x und basiert auf den Frameworks Symfony, Knockout und Laminas.

Auch Shopware 6 unterstützt aktuell den Betrieb mit PHP 7.x beziehungsweise 8.x. Es basiert auf den Frameworks Symfony, Vue.js Bootstrap und Twig.

3. Funktionsumfang der beiden Shopsysteme

Der Funktionsumfang, den ein Shopsystem out of the box mitbringt, ist ein ausgesprochen wichtiges Kriterium, das sich später sehr direkt auf den Arbeitsalltag im laufenden Betrieb auswirkt. Moderne Shopsysteme bringen eine Vielzahl von praktischen Funktionen im Backend und Features für die Präsentation der Produkte im Frontend bereits mit. Dabei gehören neben User Experience (UX) und Marketing auch Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Mobile-Friendliness längst zum Pflichtprogramm.

Der Funktionsumfang von Magento 2 ist enorm groß. Das System ermöglicht auch ohne zusätzlich installierte Extensions den Betrieb eines komplexen Onlineshops. Highlight sind der Pagebuilder als CMS-Modul, der beschleunigte Checkout-Prozess und das Functional Testing Framework. Zudem stehen in der kostenpflichtigen Variante Adobe Commerce auch zahlreiche B2B-Features bereit.

Auch Shopware 6 bietet bereits ohne die Installation zusätzlicher Plugins eine Vielzahl wichtiger Funktionen und zusätzlicher Features. Besonders hervorzuheben sind dabei die integrierten Anpassungen an den Rechtsrahmen in der EU und in Deutschland, der „Rule Builder“ zur Definition individueller Regeln, die „Customer Streams“ für die Personalisierung der Kundenansprache und die integrierten Storytelling-Features rund um die „Erlebniswelten“ mitsamt Vorlagen. In den kostenpflichtigen Varianten Shopware Rise, Evolve und Beyond sind zusätzliche B2B-Features enthalten.

4. Erweiterbarkeit von Magento 2 und Shopware 6

So wichtig ein möglichst großer Funktionsumfang in der Standardausführung der Shopsoftware auch ist: Je nach Anwendungsfall ergeben sich fast immer zusätzliche Anforderungen, die das System nur über Erweiterungen erfüllen kann. Ein quelloffen entwickeltes und gut dokumentiertes Shopsystem mit leistungsfähigen Schnittstellen bietet der Entwickler-Community ideale Voraussetzungen, um Erweiterungen für unterschiedlichste Funktionalitäten zu entwickeln.

Der Magento Marketplace enthält ein breit gefächertes Sortiment an hochwertigen Extensions zur Erweiterung des Funktionsumfangs von Magento 2 und zur Anbindung der Services von Drittanbietern. Auch individuelle Anpassungen für besonders komplexe Produktstrukturen (etwa Produktkonfiguratoren) sind möglich.

Im Shopware Store stehen zahlreiche kostenlose und kostenpflichtige Plugins für Shopware 6 zur Verfügung. Die solide, von Grund auf neu konzipierte Architektur des Systems ermöglicht auch individuelle Entwicklungen für spezielle Anforderungen.

5. Schnittstellen der Onlineshops

Ein Shopsystem kommt selten allein zum Einsatz. Oftmals muss es mit anderer im Unternehmen eingesetzter Software wie Warenwirtschaftssystemen verbunden werden. Hinzu kommen SaaS-Dienste wie Newsletter-Tools, Recommendation Engines, Payment-Lösungen, Services von Versanddienstleistern und so weiter. Das alles funktioniert nur, wenn das Shopsystem über moderne Schnittstellen verfügt und sich über standardisierte Formate dynamisch mit anderen Systemen austauschen kann.

Magento 2 verfügt neben drei REST APIs (Admin, Customer, Guest) auch über eine Schnittstelle mit dem Standard GraphQL. Umgekehrt bringen sehr viele Dienste bereits fertige Module für die Intergration in Magento mit. Die Integration von Magento in die bestehende Softwareumgebung und die Anbindung externer Dienste ist damit sehr gut möglich.

Shopware 6 wurde konsequent nach dem API-first-Ansatz entwickelt. Schnittstellen sind hier also als zentraler Bestandteil der Architektur angelegt worden. Mit drei REST-Schnittstellen ist das System sehr gut aufgestellt, um in Unternehmens-IT integriert zu werden und seinerseits externe Services einzubinden. Und die passende Warenwirtschaft steht mit Pickware ERP Pickware mittlerweile einfach als Plugin zur Verfügung.

6. Benutzerfreundlichkeit für Anwender

Nicht nur im Frontend, sondern auch im Backend eines Onlineshops ist die Bedienbarkeit ein wichtiger Faktor. Viele Händler sind frustriert, weil sie tagtäglich über dieselben Unwegsamkeiten stolpern und unnötig viel Zeit für die Erledigung von Routineaufgaben verlieren. Ein modernes Shopsystem verfügt über ein auch auf Mobilgeräten übersichtliches und intuitiv bedienbares Backend, in dem sich alle wichtigen Arbeitsschritte schnell und unkompliziert erledigen lassen.

In Magento 2 ist die Pflege von Produkten und Kunden besonders komfortabel – und zwar auch in komplexen Szenarien. Für die komplexen Konfigurationsmöglichkeiten, die auf den ersten Blick nicht immer logisch strukturiert erscheinen, ist jedoch eine gewisse Einarbeitung nötig.

Der Administrationsbereich von Shopware 6 ist intuitiv aufgebaut und entsprechend einfach bedienbar. In der Entwicklung wurde sichtlich die Nutzererfahrung der Händler in den Mittelpunkt gerückt – und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Selbsterklärend ist aber auch hier längst nicht alles.

7. Storefront Magento 2 und Shopware 6

So gut wie alle Händler passen das Standard-Frontend ihres Shops umfangreich an oder tauschen es gleich ganz aus. Um das ohne unnötige Aufwände und mit einer nachhaltigen Lösung tun zu können, ist es hilfreich, auf fertige Lösungen zurückgreifen zu können, die sich dann nach Bedarf wiederum anpassen lassen.

Durch die Installation und Konfiguration von zusätzlichen Themes für Magento 2, die von Drittanbietern zur Verfügung gestellt werden, lässt sich das Erscheinungsbild des Shops grundlegend wandeln und fein anpassen. Das PWA-Studio ermöglicht zudem die Entwicklung von Progressive Web Apps mit Magento. Eine sehr leistungsfähige Alternative zum Standard-Theme für Magento ist Hyvä Themes, ein von Grund auf neu entwickeltes Frontend auf intelligenter Code-Basis.

Neben Themes von Drittanbietern stehen für Shopware 6 inzwischen auch fünf von Shopware selbst entwickelte Premium Themes bereit, mit denen sich die Oberfläche des Shops je nach Bedarf umgestalten lässt. Auch Progressive Web Apps auf der Grundlage von Shopware 6 sind möglich.

8. Performance Magento 2 und Shopware 6

Die Seiten eines Onlineshops müssen auf den Geräten der Nutzer schnell geladen werden – auch mobil und bei schwacher Internetverbindung. Das heißt, dass der Shop hochperformant laufen muss. Es gibt eine Vielzahl von Stellschrauben, an denen sich für die Performance-Optimierung von Onlineshops drehen lässt. Aber nicht jedes Shopsystem ist darauf ausgelegt, auch bei Spitzenlasten noch schnell zu reagieren.

Magento 2 ist ein komplexes Shopsystem, das im Hintergrund mehrere Caches und Indizes bereithält, um Anfragen schnell beantworten zu können. Wenn es auf der richtigen Hardware und in einer gut konfigurierten Softwareumgebung betrieben wird, bietet das System sehr gute Performance. Mit Hyvä Themes als Frontend ist die Seitenladegeschwindigkeit sogar wirklich hervorragend.

Die neu entwickelte Architektur von Shopware 6 stellt sicher, dass das System performant betrieben werden kann. Auch hier sollte aber im Zuschnitt der Hardware und der Softwareumgebung auf dem Server sichergestellt werden, dass auch tatsächlich das Maximum an Leistung herausgeholt wird.

9. Internationalisierung der Shopsysteme

Für den grenzüberschreitenden Handel sind Internationalisierungs-Features ausgesprochen wichtig: Sprachen, Währungen, Steuersätze und die Anpassung an unterschiedliche rechtliche Erfordernisse müssen sich im Shopsystem abbilden lassen.

Magento 2 ist sehr international ausgerichtet und daher hervorragend für den weltumspannenden Handel geeignet.

Shopware 6 ist in Deutschland entwickelt und hat einen erkennbaren Fokus auf den deutschen und den EU-Markt. Im Hinblick auf die Internationalisierung über Europa hinaus ist es dagegen weniger breit aufgestellt.

10. Preismodell Magento 2 und Shopware 6

Bewusst ans Ende dieser Liste haben wir die Frage nach dem Preis gestellt. Immerhin sollten die „inneren Werte“ eines Shopsystems mehr Aufmerksamkeit bekommen, als das Preisschild. Aber letztlich ist es natürlich auch nicht ganz unerheblich, was das Ganze am Ende kostet.

Magento 2 steht als selbst gehostete Open-Source-Variante von Adobe Commerce kostenfrei zur Verfügung. Für Adobe Commerce gibt es Preise nur auf Anfrage.

Shopware 6 Community Edition ist mit eigenem Hosting kostenfrei nutzbar. Zudem ist es in den drei kostenpflichtigen Varianten Shopware Rise, Evolve und Beyond erhältlich. Mit Preisen ab 600 Euro im Monat.

Fazit

Es gibt sehr viele Faktoren, die bei der Wahl eines Shopsystems bedacht und – je nach individuellem Szenario – unterschiedlich schwer gewichtet werden müssen. Eben weil an jeden Shop ganz eigene Anforderungen gestellt werden, lässt sich auch keine pauschale Empfehlung geben.

Dass mit Magento und Shopware zwei sehr solide entwickelte, am Markt etablierte und ausgesprochen weit verbreitete Systeme zur Auswahl stehen, ist aber unzweifelhaft. Wer sich von beiden ein Bild machen möchte, kann das in unserem Magento 2 Demoshop und Shopware 6 Demoshop tun. Weitere Informationen zu den Shopsystemen und der Arbeit mit ihnen finden sich in unseren Handbüchern: dem Magento 2 Handbuch für Shopbetreiber und dem Shopware 6 Handbuch für Shopbetreiber.

Und wer darüber hinaus individuelle Beratung wünscht, kann uns gern direkt ansprechen.

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