Ist Googles Jpegli wirklich besser als WebP?

Ist Googles Jpegli wirklich besser als WebP?

Laut Google ist das neu entwickelte Jpegli der neue Goldstandard für komprimierte Bilder – und damit noch besser als WebP für den Einsatz im Online-Bereich geeignet. Wir fassen zusammen, was über die neue Lösung für die Verkürzung von Ladezeiten durch intelligent komprimierte Bilder bisher bekannt ist – und was daraus noch werden könnte.

Anfang April 2024 hat Google Jpegli als neue Lösung für das Komprimieren von Bildern für den Einsatz im Web vorgestellt. Das ist nicht zuletzt im E-Commerce relevant, da es für Onlineshops gleichermaßen wichtig ist, hochwertige Bilder bereitzustellen und zugleich die Ladezeiten der Shopseiten möglichst gering zu halten.

Warum steckt Google so viel Energie in das Thema Bildkompression?

Google treibt einigen Aufwand, um immer wieder neue Lösungen für möglichst kleine Bilddateien in möglichst guter Qualität zu entwickeln. Der Suchmaschinenriese teilt die Ergebnisse dieser Bemühungen zwar ganz frei und offen mit allen, die damit etwas anfangen können, aber dabei spielen selbstverständlich auch eigene Interessen eine nicht unerhebliche Rolle. Immerhin profitieren auch und gerade die Dienste von Google davon, wenn die ständig wachsende Bilderflut im World Wide Web, das sie rund um die Uhr in seiner Länge, Breite und Tiefe durchmessen, aus möglichst kleinen Dateien besteht – ohne dabei in ästhetische Abgründe aus den modemgetriebenen (beziehungsweise -gebremsten) und GIF-basierten 1990er Jahren zu geraten.

Als von der Joint Photographic Experts Group versucht wurde, mit dem proprietären JPEG 2000 einen neuen Standard für komprimierte Bilder zu etablieren, hatte Google sich bereits als leistungsfähigste Suchmaschine einen Namen gemacht. Aber das mit JPEG inkompatible JPEG 2000 veraltete so schnell wie sein Name. Und da Bilder im Web ein Problem blieben, weil mit der verfügbaren Bandbreite auch immer die Ansprüche an die Bildqualität und die Gestaltung von Websites stiegen, kümmerte sich Google irgendwann selbst darum, neue Wege zu besserer Bildkompression zu finden. Bis heute etabliert und vielfach eingesetzt wird das von Google entwickelte WebP.

Was ist nochmal WebP?

WebP ist ein von Google bereits Anfang der 2010er Jahre entwickeltes Dateiformat für die Kompression von statischen oder animierten Bildern. Das Format erreicht bei sehr starker Komprimierung relativ zur Dateigröße eine höhere Bildqualität als JPEG. Besonders effektiv funktioniert das beim Komprimieren von detailarmen, eher gleichförmigen Bildern. Da die Kompression jedoch relativ komplex ist, dauert sie aber auch deutlich länger als bei JPEG, weshalb es in der Regel nicht empfehlenswert ist, die Bilder on-the-fly prozessieren zu lassen. Sein volles Potenzial entfaltet das Format WebP also erst, wenn Bilder im Hintergrund automatisch erzeugt und auf dem Server vorgehalten werden, so dass sie jederzeit fertig ausgeliefert werden können und mit kurzen Ladezeiten bei guter Bildqualität glänzen.

Was ist eigentlich mit JPEG XL?

In den vergangenen Jahren drehte sich die Diskussion zum Thema Bildkompression für den Online-Einsatz von Bildern häufig um das nach dem Open-Source-Ansatz entwickelte Format JPEG XL. Für dieses Bildformat ist die Unterstützung in Apples Browser Safari bereits im Default enthalten. In Firefox kann sie optional aktiviert werden, während sie von Google 2022 aus Chrome aber bereits wieder entfernt wurde. Auch hierbei handelt es sich um ein neues Bildformat (JXL), das als Alternative zu JPG – und PNG – seit geraumer Zeit intensiv diskutiert wird. Obwohl aus der Community sehr großes Interesse signalisiert worden war, schaffte es JPEG XL nicht in die Interoperabilitäts-Initiative Interop 2024 der großen Browserhersteller und weiterer Stakeholder. Google stemmte sich dem Vernehmen nach ganz entschieden dagegen.

Was genau ist das neue Jpegli?

Dass Google nun Jpegli als den nächsten großen Wurf aus dem Hut zaubert, macht die Sache noch einmal interessanter und komplizierter. Denn Jpegli ist nicht etwa ein Gegenentwurf zu dem von Google aus Chrome verbannten JPEG XL, sondern gewissermaßen ein Teil davon. Die JPEG Library Jpegli findet sich im GitHub Repository für JPEG XL. Anders als bei WebP, das von Google bereits vor mehr als zehn Jahren entwickelt worden ist, handelt es sich bei Jpegli also nicht um ein weiteres Dateiformat, sondern um eine (nicht mehr ganz) neue Library zum Kodieren von Bildern im JPG-Format. Der Name ist ein zusammengesetztes Kurzwort aus „JPEG“ und „Library“ – und reiht sich ein in eine in Googles Kompressions-Backstube schon seit mehr als zehn Jahren gepflegte Traditionslinie: Bereits 2013 wurde mit Brotli ein Algorithmus für das verlustfreie Komprimieren von Dateien vorgestellt, 2017 folgte mit Guetzli ein JPEG-Encoder mit freier Lizenz, 2019 war der Dateikompressions-Algorithmus Zopfli fertig und nun gibt es Jpegli – als immer noch knuspriges Gebäck vom Vortag.

In einem aktuellen Blogpost preist Google nun die überragenden Eigenschaften dieser Library beim schnellen und effektiven Kodieren und Dekodieren von hochwertigen JPEGs. Die mithilfe von Jpegli kodierten JPG-Dateien sollen bei sehr kompakten Dateigrößen besser aussehen und deutlich weniger sichtbare Artefakte aufweisen als ihre Vorgänger – und problemlos von allen gängigen Browsern unterstützt werden.

Kann und wird sich Jpegli durchsetzen?

Im Vergleich zu JPEG 2000, WebP und JPEG XL hat Jpegli einen entscheidenden Vorteil: Es ist kein neues Dateiformat, sondern nutzt den etablierten Standard JPEG und ist mit dem herkömmlichen JPEG-Format abwärtskompatibel. Mit Jpegli komprimierte Bilder lassen sich im Format JPG exportieren und können daher in allen Standardanwendungen wie Browsern korrekt dargestellt werden, ohne dass dafür zunächst die Unterstützung eines neuen Dateityps implementiert werden müsste.

Spannend wird nun, ob und inwieweit Jpegli Einzug in das Open-Source-Ökosystem hält und sich schon bald in gängigen Tools und Webtechnologien wiederfindet. Aktuell schlägt das Thema in der Community bereits sichtbar Wellen. Für Prognosen zu den weiteren Entwicklungen ist es allerdings noch etwas früh ist, da in unterschiedlichen Kontexten zunächst Tests und Diskussionen anstehen – so wie im Hinblick auf die Open-Source-Bildbearbeitung GIMP oder das in viele Web-Anwendungen wie Content-Management- und Shopsysteme integrierte ImageMagick. Möglicherweise kommen ja schon in absehbarer Zeit auch Betreiber und Kunden von Onlineshops auf der Grundlage von Magento, Shopware oder Shopify in den Genuss von kleinen, schnellen und schönen Bildern im JPG-Format, die mit Jpegli kodiert worden sind.

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