Status-Update zur Zukunft von Magento und Mage-OS veröffentlicht

Status-Update zur Zukunft von Magento und Mage-OS veröffentlicht

Im Herbst 2021 waren lebhafte Diskussionen um die Zukunft von Magento als Open-Source-Shopsystem entbrannt. Seither wurde viel darüber debattiert, welche Rolle der Community künftig zukommen soll und wo dabei Adobe und die Magento Alliance stehen. Zunächst stand vor allem ein Entschluss fest: Die Magento Open Source Community Alliance (MOSCA) um Willem Wigman und Vinai Kopp wollte einen ambitionierten Magento Fork einrichten, der nicht nur mit Updates versorgt wird, sondern auch schlanker und leichter handhabbar ist, als das Original. Inzwischen sind einige Monate vergangen und es gibt Neuigkeiten. Wir fassen die jüngsten Entwicklungen zusammen.

Nach der Veröffentlichung des offenen Briefs an die Magento Community, der im September 2021 für Aufbruchstimmung gesorgt hatte, fand die Kommunikation der Initiatoren vor allem über Social Media und auf Konferenzpodien statt. Anfang Februar 2022 erschien dann wieder ein Blogpost auf der Website für Mage-OS, den Magento Fork, mit dem so viel geplant ist, dass er als „Distribution“ bezeichnet wird. Darin wird noch einmal herausgearbeitet, wie die Initiatoren hinter dem Brief, den nach der Veröffentlichung über 1.600 Community-Mitglieder unterschrieben haben, die Situation seinerzeit eingeschätzt haben.

Die Ausgangslage – und der offene Brief an die Community

Nachdem aufseiten von Adobe wichtige Führungspositionen neu besetzt worden waren und zentrale Personen Magento und seiner Konzernmutter den Rücken gekehrt hatten, schien die Zukunft des Open-Source-Produkts Magento sehr ungewiss. Hinzu kamen eine zunehmende Entfremdung zwischen Adobe auf der einen und der Magento Community auf der anderen Seite durch Probleme in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit am Code von Magento.

Auch auf das als verfrüht bezeichnete Release von Magento 2 geht der Blogpost noch einmal ein – und auf die verheerende Wirkung die ein solcher Schritt in der Community auslösen musste: Viele kehrten Magento damals den Rücken, um sich anderen Systemen zuzuwenden – und fehlen der Community seither mit ihrem Know-how. Inzwischen allerdings, unterstreichen die Autoren, sehen sie Magento in exzellenter Form, bezeichnen es als so flexibel und stabil wie nie zuvor und sehen darin ein hervorragendes System, das eine aussichtsreiche Zukunft verdient.

Adobe hat verstanden

Durch den offenen Brief, so die Einschätzung der Erstunterzeichner, ist bei Adobe ein deutliches Signal angekommen – und auch verstanden worden: In der Community gibt es ein ausgesprochen großes Interesse an Long-Term-Support für Magento und einer echten Open-Source-Strategie. Inzwischen wurde von der Magento Association für die Verbesserung der Zusammenarbeit die „Open Source Task Force“ gegründet, die zentrale Konflikte offenlegen, gemeinsame Perspektiven ausloten und Leitlinien für die Zukunft von Magento vorzeichnen soll.

Adobe bekennt sich zu Magento

Inzwischen, so die Initiatoren hinter dem offenen Brief und dem Projekt Mage-OS in ihrem aktuellen Blogpost, konnte die Open-Source-Strategie von Adobe für das System Magento in Gesprächen deutlich klarer herausgearbeitet werden. Adobe hat sich klar dazu bekannt, weiter in Magento investieren zu wollen und das System auch weiterhin als monolithische Code-Basis für selbstgehostete Onlineshops fortzuentwickeln. Zudem wurde zugesagt, dass den Community-Entwicklern in naher Zukunft zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden sollen.

Adobe hat eine Short-Term-Support-Version (STS) ins Spiel gebracht und die Überlegungen dazu bei einem Treffen der Open Source Task Force im Februar noch einmal konkretisiert. In Vorbereitung ist dem Vernehmen nach eine neue Release-Strategie, in der eine von Adobe getragene LTS-Version und eine von der Community getragene STS-Version parallel laufen, was die Köpfe hinter Mage-OS ebenfalls ausdrücklich begrüßen. Dass Chris Hedge, Director of Product Management bei Adobe, dieses Vorhaben in seiner Keynote beim Entwickler-Event Adobe Developers Live am 11. Februar ausdrücklich erwähnte, wurde von Willem Wigman per Twitter als Signal dafür gewertet, dass Adobe es mit diesen Plänen wirklich ernst meint. Die Gespräche darüber befinden sich allerdings noch in einem relativ frühen Stadium und es dürfte noch dauern, bis aufseiten des etwas schwerfälligen Riesen Adobe in dieser Richtung tatsächlich Fakten geschaffen werden.

Ebenfalls Gegenstand von Diskussionen sind die Möglichkeiten, den Core des Magento Frameworks merklich zu verschlanken. Das wenig performante Luma Theme etwa steht in diesem Zusammenhang als Core-Bestandteil zur Disposition.

Und trotzdem braucht es „The Fork“ Mage-OS

Zum einen unterstreicht die Mage-OS Community Alliance, wie wertvoll das Bekenntnis von Adobe zu Magento ist und bedankt sich für die Unterstützung – aber zum anderen betont sie auch, dass von Adobe für die Zukunft keine substanziellen Investitionen in Magento und auch keine Marketing-Maßnahmen für dieses Produkt zu erwarten sind. Adobe hat mittlerweile sogar die Domain magento.com auf Informationen zu Adobe Commerce umgeleitet und hält auf den eigenen Seiten nur noch sehr wenig Content zur Marke Magento bereit.

Adobe konzentriert sich ganz offensichtlich auf die kostenpflichtige Variante Adobe Commerce (früher Magento Commerce) und deren Integration in das Ökosystem der Adobe Produkte und Microservices. Daher bleibt für die Köpfe hinter Mage-OS weiterhin klar: Wenn Magento als Plattform und auch die dazugehörige Community wachsen und gedeihen sollen, muss die Community dafür sorgen. Und deswegen braucht es trotz alledem „The Fork“: Mage-OS.

Die entsprechenden Build-Skripte und die Dokumentation für den Prozess hinter Mage-OS sollen bald veröffentlicht werden, so dass bald die versprochene Transparenz des Unterfangens, das bislang eher im Hintergrund vorbereitet wird, hergestellt werden kann. Der Fork erfüllt zunächst vor allem die Funktion eines Fallbacks für den Fall, dass in Zukunft größere Teile aus dem Magento Repository nicht weitergeführt werden oder etwa – wie nach dem Ende von Magento 1 – die Dokumentation für Händler verschwindet. Die Community verfügt künftig also über eine stets aktuell gehaltene Sicherheitskopie von Magento und allen wichtigen Ressourcen dazu.

Zukunftsvision „The Distribution“

Noch in den Sternen steht der interessantere Teil des Ganzen: eine von der Community an die Bedürfnisse von Shopbetreibern und Entwicklern angepasste Version von Magento, die um einige optionale Core-Elemente erleichtert ist, in der Bugfixes und Performance-Verbesserungen schneller implementiert werden, die neue Features enthält – und vieles mehr. Das Mage-OS Team nennt diese Vision „The Distribution“.

Und wie geht es weiter?

Neben der versprochenen Öffnung der organisatorischen Strukturen hinter Mage-OS (aktuell wird unter anderem der Umgang mit Schreibrechten für die GitHub Repositories diskutiert) soll der Fork auch bald offiziell publiziert werden. Zudem sind dafür regelmäßige Updates geplant. Wer laufend über die jüngsten Entwicklungen informiert bleiben möchte, kann den Newsletter zu Mage-OS abonnieren und bald über Discord mit dem Team hinter dem Fork und der Distribution in Kontakt treten.

Unter der Website mage-os.org ist nun eine neue informativere Website erschienen. Für die Erweiterung wird in der Community gerade Content zu den Stärken und Features von Magento sowie zu aussagekräftigen Case Studies gesammelt. Damit dieser Prozess nicht zu lang dauert, wird er unabhängig von Adobe und der Magento Association vorangetrieben. Inzwischen soll es ab sofort alle zwei Wochen ein kurzes Status-Update über die jüngsten Entwicklungen geben. Das erste wurde am 11. Februar 2022 veröffentlicht. Es ist also allerhand in Bewegung – und bleibt spannend.

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