
Magento 2: Die wichtigsten Neuerungen für Shopbetreiber
Magento 2 ist pünktlich erschienen und hat in der Community erwartungsgemäß enorm viel Aufmerksamkeit bekommen. Überall erscheinen – wie bei uns – immer neue Artikel und Blogbeiträge zu Magento 2, die zumeist um allgemeine Fragen zu Magento 2 kreisen. Andererseits hat unter den Entwicklern bereits die intensive Diskussion um technische Details und Probleme von Magento 2 begonnen. So weit, so gut. – Aber was bedeutet das Release des runderneuerten Systems eigentlich für Anwender? Wir nehmen uns dieser Frage an und liefern einen Überblick zu den wichtigsten Neuerungen und Änderungen aus der Sicht von Shopbetreibern.
Was ist neu in Magento 2?
Der Grund für den sehr technischen Schwerpunkt in der Diskussion um Magento 2 ist, dass der überwiegende Teil der bahnbrechenden Unterschiede “unter der Haube” zu finden ist. Denn auch wenn die Oberfläche von Magento 2 auf den ersten Blick so aussieht, als sei im Admin-Panel fortan gar nichts mehr, wie es einmal war, zeigt sich bei näherem Hinsehen schon nach kurzer Zeit, dass vieles zwar ziemlich anders aussieht, aber letztlich immer noch so funktioniert, wie gewohnt. Die Zahl der neuen Funktionen ist aus Shopbetreibersicht relativ gering. Also viel Lärm um nichts bei Magento 2?
Keineswegs. Denn aus Entwicklersicht bricht mit Magento 2 tatsächlich ein neues Zeitalter an und es gibt auch für die erfahrensten Magento Experten zunächst einmal viel zu lernen, da die neue, modulare Code-Architektur mit Layer-Konzept grundlegend veränderte Coding Standards erfordert. Als kleines Trostpflaster ermöglicht das neu integrierte Testing-Framework Entwicklern effizienteres Arbeiten. Ein echter Meilenstein für die Community ist die fortan konsequent transparente Entwicklung von Magento 2 mit umfangreicher Dokumentation in GitHub.
Und unter der Haube hat sich wirklich allerhand getan: Magento 2 nutzt PHP 5.5 (die Unterstützung von PHP 7 ist bereits für 2016 angekündigt) und MySQL 5.6. Dabei baut das System auf automatisierte Dependency Injection, nutzt jQuery und Knockout.js, jedoch nicht mehr Prototype. Zudem greift Magento 2 auf aktuellere Versionen von Magento Framework, Zend Web Application Framework und Symfony Framework zurück. Das alles sieht man als Shopbetreiber nicht – aber man spürt es, denn Magento 2 ist merklich schneller als die Vorgängerversionen. Und dank der nun out-of-the-box enthaltenen Unterstützung von Nginx Webserver und Varnish Cache lassen sich mit dem neuen System auch ohne aufwendige Erweiterungen und Umbauten sehr schnelle Onlineshops aufsetzen. Hier ein Blick in die übersichtliche Varnish-Konfiguration im Admin-Panel:
Wo liegen die Vorteile für Shopbetreiber?
Entwickler haben also nicht nur viel zu lernen, sondern auch allen Grund zur Freude. Aber worin liegen nun die konkreten Vorteile für Shopbetreiber, die sich vielleicht noch die eine oder andere neue Funktion gewünscht hätten?
Dank der neuen Softwarearchitektur ist Magento 2 deutlich stabiler und besser skalierbar. Zudem ermöglicht die überarbeitete Code-Struktur künftig eine sauberere Extension-Entwicklung. All dies hat sehr positive Nebeneffekte für Shopbetreiber, die sich über eine stabilere, zukunftssichere Plattform und zuverlässigere Shops freuen können, die sehr gut in Teilsystemen verteilt laufen und auch mit vielen Erweiterungen reibungslos funktionieren. Die neu etablierten Coding-Standards heben das Niveau der Arbeit der engagierten Entwickler und dank der integrierten Testing-Suite können diese in Zukunft auch versteckte Fehler besser aufspüren, was dazu führen wird, dass Shopbetreiber deutlich seltener böse Überraschungen im Livebetrieb erleben werden. Durch die transparente Entwicklung in GitHub mit Roadmap sind Updates künftig planbar – auch das ein Punkt, der Shopbetreibern das Leben erleichtern wird.
Ein ganz großes Plus ist zweifellos die verbesserte Performance. Die aktualisierte, erweiterte und verfeinerte Software-Basis, auf der Magento 2 aufbaut, sorgt gemeinsam mit den verbesserten Indexierungs- und Caching-Funktionen für ein schnelleres System, über das sich auch Shopbetreiber und ihre Kunden sehr freuen werden.
Hier ein Blick in die neue Index-Verwaltung:
Und hier die neue Cache-Verwaltung im Admin-Panel:
Aber zu guter Letzt sei noch betont: es gibt – neben der unübersehbar komplett überarbeiteten Oberfläche des Admin-Panels, das nun auch auf mobilen Geräten übersichtlich betrachtet und komfortabel per Touchscreen bedient werden kann – durchaus Änderungen in Magento 2, die Anwender unmittelbar anschauen und erfahren können. So gibt es ein neues Retail-Order Management für die Bestellverwaltung über unterschiedliche Kanäle und eine erweiterte Swatches-Funktionalität für die Produktseite, mit der nun auch wechselnde Texte angezeigt werden können. Sehr angenehm aus Kundensicht: der Checkout besteht aus nur mehr zwei Schritten.
Wie kauft es sich ein mit Magento 2?
In einem Magento 2 Onlineshop wird das Einkaufen zum Spaziergang. Das Mobile-First-Konzept des Frontends stellt sicher, dass der Shop auf allen Geräten perfekt dargestellt wird und optimal bedienbar ist.
Das ist die neue Warenkorbvorschau:
Dann kommt Magento 2 Checkout Schritt 1…:
… gefolgt von Magento 2 Checkout Schritt 2:
– und schon ist der Kauf abgeschlossen:
Sehr angenehm dabei: erst hier, auf der Bestellbestätigungsseite, gibt es den Button zum Erstellen eines Kontos. Wer ihn betätigt, erhält eine Mail mit einem Bestätigungslink, legt ein Passwort für sein Kundenkonto fest und ist fertig. Seine Kontoinformationen hat er ja schon beim Einkaufen eingetragen. Das verschlankt den Checkout-Prozess und sorgt für sehr angenehme Einkaufserlebnisse. Ganz allgemein lässt sich zusammenfassend festhalten: Aus Kundensicht ist die Usability von Magento 2 absolut erstklassig.
Wie arbeitet es sich mit Magento 2?
Die vollständig überarbeitete Oberfläche des Admin-Panels von Magento 2 ist insbesondere für erfahrene Shopbetreiber zunächst sehr ungewohnt. Aber die Umgewöhnung sollte dann doch relativ schnell vonstatten gehen, da sich an der Funktionalität der umgruppierten und grafisch neu aufbereiteten Menüpunkte recht wenig geändert hat. Wir haben ein paar Einblicke in das neue Magento 2 Admin-Panel zusammengestellt.
Die Bestellverwaltung in Magento 2
Hier die neue Bestellverwaltung mit komfortablerer Filterfunktion:
In Magento 2 lässt sich ausgesprochen komfortabel einstellen, welche Spalten in der Bestellverwaltung angezeigt werden sollen und welche nicht:
Und noch ein praktisches Feature in der Magento 2 Bestellverwaltung: Häufiger benötigte Ansichten lassen sich abspeichern und später immer wieder im Handumdrehen anwenden:
Das Anlegen von Produkten in Magento 2
Während das Anlegen von konfigurierbaren Produkten in Magento 1.x bislang ein recht umständliches Unterfangen war, ist es in Magento 2 wunderbar einfach und übersichtlich. Unsere kleine Bilderstrecke illustriert diesen erfreulichen Punkt.
Im ersten Schritt werden die relevanten Attribute ausgewählt:
Im zweiten Schritt werden die verfügbaren Werte für die Attribute bestimmt:
Im dritten Schritt können Bilder, Preise und Mengenangaben festgelegt werden:
Und im vierten und letzten Schritt werden die soeben konfigurierten Produkte noch einmal angezeigt, bevor sie generiert werden:
Auch die Verwaltung einzelner Produkte ist in Magento 2 deutlich übersichtlicher gestaltet, wobei der Bildupload endlich ohne Flash funktioniert und neuerdings auch Produktvideos hochgeladen werden können. Künftig lassen sich Attribute komfortabel ergänzen:
Sowohl die Bestellverwaltung als auch das Erstellen von konfigurierbaren Produkten und das Attributmanagement waren stark verbesserungswürdig – und nun, endlich, sind sie für Magento 2 völlig verändert und tatsächlich ganz erheblich verbessert worden. Damit wurde Shopbetreibern das Leben sehr viel leichter gemacht.
Ist die Migration zu Magento 2 zu empfehlen? – Und wenn ja, wann?
Es gibt also viele gute Gründe für den Wechsel zu Magento 2. Zwar sollten Shopbetreiber nun nicht überstürzt irgendeinen Dienstleister suchen, der für sie die Migration zu Magento 2 realisieren kann. Noch gibt es verhältnismäßig wenig gute Dokumentation und auch die Zahl der verfügbaren Extensions für Magento 2 ist noch recht niedrig. Beides wird sich zwar schnell entwickeln, aber ganz allgemein muss betont werden, dass die Migration zu Magento 2 weitaus komplizierter und aufwendiger ist als viele Shopbetreiber sie von einer älteren zu einer höheren 1.xer Version kennen, weshalb Magento einen gesonderten Migration Guide sowie Tools für die Migration von Daten sowie die Datenbank-Migration bereitgestellt hat. Themes aus älteren Magento Versionen können dabei ebensowenig mitgenommen werden wie Extensions. Das ist die Schattenseite der umfassenden Neustrukturierung des Codes. Ein deutsches Sprachpaket ist derzeit noch nicht für Magento 2 erhältlich, aber das Lokalisierungstool MageSetup ist bereits verfügbar.
Die erste Planungs- und Beratungsphase zur Migration zu Magento 2 sollte allerdings bereits jetzt beginnen. Denn schon die Suche nach einer qualifizierten Agentur wird für Shopbetreiber nun schwieriger, da sich die Anforderungen an Magento Entwickler durch die neue Codestruktur nicht nur verändert haben, sondern auch härter geworden sind. Zudem läuft die Dreijahresfrist bis zum Ende des Supports für die älteren Magento Versionen bereits – und wird sich für viele Anwender eines Tages erschreckend rasch ihrem Ende zuneigen. Daher raten wir allen Shopbetreibern dazu, das Thema Migration zu Magento 2 nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern auf die Agenda für das neue Jahr zu setzen.
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Entwickler können Magento 2 entweder im Downloadbereich der Magento Website oder direkt von GitHub herunterladen und finden ebenfalls sowohl bei Magento als auch auf GitHub die Dokumentation des Systems aus erster Hand.
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